Wenn ich an die letzten Bergteich Jahre denke, von denen immer brav berichtet wurde, sind die Erinnerungen an das Jahr 2010 sicherlich die, die rückblickend am wichtigsten sind.
Damals saß ich an einem kleinen Salzburger Catch and Release Teich und sprach mit einem langjährigen Freund meiner Familie bzw. unseres Teams über verschiedene Gewässer Österreichs. Als ich dann die Schilderungen eines Waldviertler Sees hörte, wusste ich, da muss ich schnellst möglich hin um meine Montagen am Grund zu versenken. Also natürlich ordentlich am Spot gebracht meinte ich. Also kontaktierte ich Herrn Leithner und bat um eine Lizenz zum Angeln. Nach sehr netten Gesprächen und einen Datum im Terminheft, begann ich zu grübeln und zu planen. Mitte August wurde das Tackle, Proviant und die Freundin ins Auto geworfen und abgefahren. Nach 4 Nächten, einen neuen PB und vielen neuen Erkenntnissen saß ich Ende August bereits da und dachte darüber nach, vielleicht 2011 erneut hinzufahren, aber dieses mal vieles anders zu machen…
Warum ich euch das erzähle… ich weiß es nicht, vielleicht brauch ich einfach nur eine Einleitung und mir ist nichts Besseres eingefallen?!?!?! Nein, nein, Spaß bei Seite, das Schlagwort im Vorwort lautet: „Erkenntnis“
Auch dieses Jahr bestritten wir die langen Bundesstraßen Passagen nach Schönfeld, aber dieses Mal kamen die Carp- Predators nicht mit einem, nicht mit zweien, auch nicht mit dreien, sondern mit vier motorisierten Vehikeln und sechs Mann Besatzung. Mit Sack und Pack angekommen und das „Begrüßungs-“ Bier genossen, teilte sich unser Team in drei Duos auf und bezog Stellung. Kurti und Junior blieben bei der Hütte verweilen, Steffen und Max bezogen Steg 3 und Matthias und ich schlugen unsere Zelter am Wald auf. Wie Fotodokumentarisch auch festgehalten wurde ;).
Immer im Kontakt durch modernste Funkapparaturen (Becherfon) und daraus mehr oder weniger resultierenden schlauen Konversationen, wurden die letzten „guad nocht“ Wünsche durchs Funkgerät gemurmelt und in die erste Nacht im Schlafsack angebrochen. Hofften wir diesen oft zu verlassen um durch Blitzlicht-Gewitter geblendet zu werden. Obwohl mich die Zeichen der Nacht äußerst optimistisch stimmten, konnte „nur“ Matthias einen 10 Kilo + Schuppi in die Kamera halten. Leider konnten die anderen vier nichts fangen und so ging der Trend des „in Geduld üben“ weiter. Doch kurz nach Tagesanbruch bzw. kurze Zeit nach „Nebelaufgang“ waren Steffen, Max, Matthias und ich mit erneuten auslegen der Montagen beschäftigt, da sahen wir, dass sich am Hüttesteg etwas rührte. Einem sich im Sprint nähernden Alex, der zum Pod stürmte und die am Schilfufer liegende Rute hochhob. Kurze Zeit später kam auch Kurti zur Stelle und wir anderen wussten, dass ist ernst. Paddelschlag zum Platz, Blick zur Hütte, Paddelschlag in Richtung Platz, Blick zur Hütte. Dieses Spiel wiederholte sich einige Male bis Kurti die Keschermaschen schließen konnte, die Hand zum Himmel reckte und verlauten lies: „Drinnen is a!“
Wie sich beim Tratsch mit Wolfi und Hari einige Zeit später herausstellte, war der Steg von Max und Steffen die letzten Tage bzw. Wochen beinahe bis stetig leer ausgegangen. Hatten Alex und ich noch letztes Jahr sehr gut gefangen, mussten sich die beiden bis zur letzten Nacht in Geduld üben, aber dazu später mehr… Erkenntnis.
Witzigerweise gibt es von See zu See immer unterschiedliche Beißphasen, fängt man mancher Orts hauptsächlich Tags, fängt man am Bergteich hauptsächlich zu den Nachtstunden und kann tagsüber Däumchen drehen. Natürlich gibt es hin und wieder einen verirrten Kollegen der das Haar einsaugt, aber wie gesagt, dies ist eher selten am Schönfeldner Schilfmeer… Erkenntnis.
Dienstagmorgen weckte uns mein Delkim mit vollen Hollatriö aus den Federn. Und folgende Konversation folgte eins zu eins! Matthias: Hey Mandi, du host an Biss!! Ich: jo i woas. Matthias: Auf an grünen Delkim! Ich: jo i woas. Matthias: rennst schon? Ich: jo i woas. Bereits beim Anhieb merkte ich, dass mein Pondon etwas beleibter sein muss, da ich allerdings meine Brille am Bivy Table vergaß sah ich nur einen beschuppten Rücken und war begeistert von der Größe. Ohne Brille und laut Rücken schätzte ich ihn auf gute 15 kg, als dann Matthias mir mitteilte „ bist deppat, der is jo fett!“, war meine Freude groß und beim Heben in die Wiegeschlinge bzw. auf die Carp Cradle wusste ich, der erste 20+ Fisch der Woche war gefangen.
20,30 kg brachte dieser fette Herbstbulle auf die Matte, wobei wir uns sicher sind, dass er sich diese nötigen Gramm erst kurz zuvor angefressen hatte.
An dieser Stelle einen großen Dank an Matthias und Max für das Ablichten der Fische und die gelungenen Bilder. Selbst bei solch eigentlich Kleinigkeiten sieht man, wieviel Freundschaft und Kameradschaft wert ist.
48 Stunden vorbei, drei Fische gefangen wobei zwei davon unter Tags kamen????? …Erkenntnis!
Währendessen eine weitere Nacht mit ein paar Tröpfchen Gersten- und Traubensaft an uns vorbei zog, in jener Paps seinen ersten Karpfen der Session fangen konnte, wurde uns immer klarer, dass die beiden Jahre bzw. die letzten vier Jahre „Erfahrung“ nichts zu bedeuten hatten. Alles war irgendwie anders und neu und die Erkenntnis nahm immer mehr Gestalt an!
Kommen wir nun zum Mittwoch und einer weiteren Tag- Aktion. Nach einem Weckruf per Funk und der Info, dass die restlichen 12 Ruten ebenfalls kontaktlos blieben, verging der Vormittag mit Käffchen und Kuchen.
Wir waren erneut beim Prüfen der Montagen, da hörten wir ein Durchleuten. Was war das? Max stand im Schlauchboot und die Ranger XTS bog sich von der Spitze bis zum Beckenknochen und die Schnur sang über weite Meter fremde Melodien. Mich wundert es heute noch, dass er nicht kotzen musste, so oft hat der Waller ihn gedreht und herum gezogen. Bei einer gemütlichen Zigarette standen wir am Steg und beobachteten dieses Schauspiel, das schon beinahe an Schwanensee erinnerte. Ja ihr habt richtig gelesen, Max hatte am anderen Ende einen Bartelträger dran der nicht wirklich der Zielfisch war, was sich allerdings während des Drills bereits an den großzügigen Blasen abzeichnete. Immer wieder schrie er ans Ufer: „Entweder is des a wahnsinns Karpfen oder i hob an Woller dron“. LEIDER war es ein besagter Waller, aber natürlich war Max nicht unzufrieden, sondern man könnte es eher als Meckern auf hohem Niveau bezeichnen.
Und dieser Waller markierte so einen Wendepunkt in dieser Woche. Jeder Platz bekam Runs und Carps an Land. Was allerdings heuer ungewöhnlich hoch war, war die Verlustquote. Hatte unser dreier Steg mit Steffen und Max das Pech, dass sie am Donnerstag bzw. in der Nacht auf Freitag 2 Fische verloren. Steffen, der in jener Nacht sogar vor dem Pod verweilte und dem Swinger beim Steigen beobachtete, verlor nach fünf minütigem Drill einen guten Karpfen im Freiwasser. Auch unserem Junior klebte das Pech an den Sohlen. Nachdem Kurti noch zwei schöne Schuppis bis 17,50 Kilo an Land befördern konnte, kamen Junior die restlichen Runs abhanden. Schilf, Baum etc. Auch bei uns beiden ging der ein oder andere verloren, doch zu unserem Können/Glück bekamen wir auch den einen oder anderen auf die Matte. Die Bisse kamen immer zwischen 7 Uhr morgens und 18 Uhr. Ein Beispiel dafür ist der schöne Unterhosen Drill von Matthias, man hat der schöne Beine, ich schmelze…haha.
Was unseren Gemütern ebenfalls frohlockte waren die wunderbaren Wetterbedingungen, wenn man im Wald4tel ein Wetter zur Herbstzeit bestellen kann, dann dieses, einfach herrlich. Ihr könnt es auf den Bildern ganz gut erkennen. Nach unserer verregnteten Woche im Vorjahr ein echter Glücksgriff! Eine Faustregel für Euch für zukünftige Session im Norden Österreichs:
Österreich schön= Waldviertel schlecht / Waldviertel schön= in ganz Österreich schlecht
Was hab ich jetzt noch bei meiner Berichterstattung vergessen…hmmm. Ach ja, der neue Personal Best von Max gehört noch hier rein.
Nach sechs Nächten ohne Karpfen war die Stimmung der beiden immer noch äußerst gut, dennoch war die Hoffnung auf Erfolg so gut wie nicht mehr vorhanden. Jeder von uns Karpfenjäger kennt das, man sagt zwar dass die Hoffnung zuletzt aufgegeben wird, doch irgendwann glaubt man selber nicht mehr dran.
Am frühen Abend fuhr Matthias los um Zigaretten zu holen und ja, er kam wieder, doch mit einer relativen Verspätung, sodass ich wusste, entweder ist was passiert, oder es ist was passiert. Und als ich so vor mich hin sinnierte hörte ich ein lautes und weit hallendes Jodeln. Ein Jodeln? …ist der Brauchtumsverein unterwegs? …eher unwahrscheinlich. Ich rannte zum Funkgerät und läutete zu den anderen durch, da sagte mir Max, dass er einen Schuppi mit !!24,60 kg!! gefangen hatte! Ich hatte dank schlechter Batterien zuerst 20,60 kg verstanden und war begeistert, als ich dann das richtige Gewicht erfuhr, stürmte ich zum Steg und begann zu jodeln. Dieser „Goldbarren“ biss auf einer seit Tagen befütterten aber nur in der letzten Nacht befischten Stelle… Erkenntnis. Keine fünf Stunden zuvor hatte Max einen Schneemann aus Fugo und einem White Shit Pop Up dort versenkt und mit einer Futterkelle voll Partikel Mix garniert. Ist das Zufall, ist es Schicksal, sind die beiden Dinge das gleiche, diese Frage kann sich jeder selber stellen und für sich beantworten. Ich habe meine Antwort bereits gefunden. Aber genau dieser Punkt zwischen Erfolg und Misserfolg macht das Fischen so reizvoll, da sitzt du wie ein Vollhonk sechs Tage und Nächte ohne Fisch und dann so ein Prachtexemplar. Das läuft runter wie Öl.
Ihr fragt euch sicherlich was dieser Mandi immer mit seiner Erkenntnis hat, jetzt bin ich seit fünf Jahren dort und lernte 2014 diesen Schilfumwachsenden Teich von einer ganz anderen Seite kennen. Und dies lässt mich zu jener Erkenntnis kommen, dass selbst ein Gewässer das man glaubt zu kennen, nie vollständig kennen lernt.
Zu guter letzt kam der Sonntag, der Tag der Abreise, was aber nicht schwer viel, da diese Team-Session zumindest in meinen Augen, ein voller Erfolg darstellte und wir für 2015 bereits gebucht haben. An dieser Stelle möchten wir ein DANKE an Wolfgang richten, der uns wie immer herzlich in Empfang nahm und uns Hütte, Griller und Stippen zur Verfügung stellte, an unseren Hari für seine Besuche und lustigen Anekdoten und natürlich an Karl und Silvia für die köstlichsten Köstlichkeiten der Region. Ein hoch auf euch vier. Wir freuen uns euch wieder zu sehen.
Und mit diesen letzten Worten will ich mich verabschieden und wünsche euch eine fanggewaltige Herbstzeit.
Bis bald, euer Mandi